Folge 398 - Materielle Intelligenz

Geldbewusst - A podcast by Norman Dabkowski - Giovedì

Mein Eindruck ist, dass wir in einer Gesellschaft leben, die wenig Geduld hat und auf Konsum ausgerichtet ist. Werbung wirkt. Ich bin mir sicher, jeder kennt mindestens drei Werbesprüche. Ob es nun um Würstchenketten, Reinheit beim Waschen oder einen Schokoriegel vom anderen Planeten geht. Bereits Kinder wissen, dass man sich immer zwei statt nur einem nehmen darf, wenn man ein bestimmtes Produkt kauft, und dass kleine Überraschungen in Verbindung zu Schokolade stehen. Wenn Werbung verheißt, man könne sich doch etwas gönnen oder müsse mal wiederanpacken, dann wird man erinnert, wieder zu konsumieren. Und wenn jeder alles hat, dann kommt einfach eine neue Technologie, eine neue Gerätegeneration, ein neues Design. Werbung gibt es aber nicht nur in der Werbung. Auch in Filmen wird indirekt geworben. Als damals Michael J.-Fox im Film “Zurück in die Zukunft” auf einem Skateboard fuhr, stand eben dieses Skateboard bei vielen Jugendlichen auf dem Wunschzettel. Wenn man ältere Menschen fragt, wie es bei Ihnen als Kind war, dann hört man Geschichten aus einer Zeit, in der es wenig bis nichts gab. Zum Beispiel: "Ob ich etwas vermisse, das habe ich mich gar nicht gefragt. Wir hatten kaum Wünsche. Wir haben viel selbst genäht und ausgebessert. Aber die Dinge hielten auch länger. Die Produkte von heute taugen dagegen nichts." Bei jungen Menschen stelle ich fest, dass sie sich mit vielen Dingen umgeben, von denen ihnen die meisten wenig bedeuten. Und während sie sich in virtuellen Welten gut auskennen, sinkt ihre Fähigkeit, mit der realen Welt umzugehen. Nur wenn wir uns in der realen Welt auskennen, fühlen wir uns auch mit ihr verbunden. Und deshalb ist materielle Intelligenz von Bedeutung. Wir benötigen sie, um zu entscheiden, wie wir leben wollen. Wir brauchen Dinge bei deren Herstellung sich Klugheit, gutes Material, Einsatztauglichkeit und Langlebigkeit vereinen. Leider sind viele Produkte das Gegenteil davon. Und dennoch opfern wir ihnen Ressourcen, Zeit und Platz. Ich merke es auch bei mir selbst. Meine Großeltern, meine Eltern reparieren viel mehr Dinge in Eigenregie als ich. Teilweise lohnt es finanziell gar nicht, eine Stunde Zeit zu investieren, um etwas zu reparieren, weil man es so günstig nachkaufen kann, und es dann doch wieder nur einen begrenzten Zeitraum durchsteht. Und somit werden immer mehr Ressourcen verbraucht und immer mehr Müll produziert. Du musst verstehen: um reparieren geht es in der Werbung nicht, es geht um kaufen. Du musst entscheiden, ob du willst, dass dein Geld wegen diesem Produkt nicht mehr bei Dir, sondern woanders ist. Und dazu brauchst du Bewusstsein in der realen Welt und materielle Intelligenz. Ich wünsche Dir eine erfolgreiche Woche.

Visit the podcast's native language site