Folge 357 - Wucher

Geldbewusst - A podcast by Norman Dabkowski - Giovedì

Der Begriff Wucher beschreibt, dass eine Leistung zu einer deutlich überhöhten Gegenleistung unter Ausnutzung einer Schwächesituation des Vertragspartners angeboten wird. Wucher stammt von dem althochdeutschen Wort wuohhar, das ‘Frucht, Ernte, Ertrag, Gewinn, Lohn, Erfolg’ bedeutete. Wucher ist im Bürgerlichen Gesetzbuch als sittenwidriges Rechtsgeschäft definiert. Wenn man vermutet, dass es sich um Wucher handelt, sollte man eine Beratungsstelle, einen Anwalt oder eine Verbraucherzentrale um Rat bitten. Diese können bei der Überprüfung eines Vertrages helfen. Liegt Wucher vor, kann Anzeige bei der Polizei erstattet werden. Hier ein Überblick zu verschiedenen Arten von Wucher: Überhöhte Kreditzinsen Überhöhter Mietzins für Wohnraum Überhöhte Handwerkerrechnungen Wie kann man Wucher erkennen? Bei Krediten ist Wucher meist schwer zu erkennen. Ein Zinssatz, der weit über dem marktüblichen Zinssatz liegt, ist ein Indiz für Wucher. Bei Mieten kann eine ortsübliche Vergleichsmiete zur Prüfung auf Wucher herangezogen werden. Bei Handwerkerarbeiten sollte vor Beauftragung ein Vergleichsangebot eingeholt werden. Ist man selbst Opfer von Wucher geworden ist, kann ein Vertrag angefochten oder eine Kündigung des Vertrags aufgrund von Wucher gefordert werden. Hierbei gelten Fristen, weshalb es wichtig ist, schnell zu handeln. Zudem kann man die Herausgabe des Geleisteten fordern. Kommt der Ausnutzende dem nicht freiwillig nach, kann man gerichtliche Schritte einleiten, um die Herausgabe zu erzwingen. Sind finanzielle Verluste durch Wucher entstanden, kann Schadensersatz geltend gemacht werden. Dies gilt ebenfalls für immaterielle Schäden wie Stress und Ärger. Folgende drei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit man von Wucher ausgehen kann: Eine schutzbedürftige Lage – beispielsweise eine finanzielle Notlage oder eine körperliche Bedrohung – muss vorliegen. Die andere Person muss diese schutzbedürftige Lage ausnutzen. Zwischen Leistung und Gegenleistung muss ein auffälliges Missverhältnis vorliegen. Es gibt aber auch Ausnahmen vom Verbot des Wuchers. So kann ein höherer Preis bei besonders dringender Erledigung oder einem besonderen Risiko gerechtfertigt sein. Hier ist jeder Einzelfall zu prüfen. Außerdem können bestimmte Branchen oder Märkte einer Preisregulierung unterliegen, welche eine höhere Preisgestaltung erlaubt. Alle Ausnahmen rechtfertigen dennoch keine offensichtliche Ausbeutung. Fazit: Wucher ist eine Form von Ausbeutung und zudem eine schwerwiegende Verletzung der Grundprinzipien des deutschen Zivilrechts.

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